Wie kamst du dazu Moleküle zu bauen? – Teil 1

Gute Frage!


Ich bin Glasapparatebauermeisterin und arbeite an Universitäten wo ich Geräte für Chemiker (und ab und zu auch für Biologen, Physiker oder Pharmazeutiker) baue und repariere.

Als ich 2009 an meiner ersten Uni kam, konnte ich kaum vorstellen was die Chemiker überhaupt machten und wozu sie die Geräte benutzten. Es ist schwer etwas sinnvolles für Jemanden zu bauen, wenn man nichts vom Endzweck weiß. In der Ausbildung hatten wir zwar ein wenig Apparatekunde, aber ich bin eben Glasapparatebauerin, nicht Chemikerin. Hinzu kommt, dass ich mich in der 11. Klasse das letzte Mal ‘richtig’ mit Chemie befasst hatte (und ich verstand auch damals nicht besonders viel davon).


Am Ende des Studiums müssen die Doktoranden jeweils einen Vortrag halten, und ihren Ergebnisse präsentieren. Ich war oft eingeladen und saß als Zuhörerin dabei.

Auch wenn ich beeindruckt war (und noch bin), von dem Wissen, dass sie offensichtlich haben, fand ich es aüßerst schwerig, mir etwas darunter vorzustellen, wenn sie von irgendwelchen Reaktionen oder Messungen sprachen.

Wenn ich nichts verstand, habe ich das getan, was man auch bei Bücher macht, die man nicht versteht – ich habe die Bilder angeschaut.

Ich fand sie spannend. Unverständlich, aber absolut faszinierend.

Ich habe mich auch mit den Molekülen Darstellungen auf den Veröffentlichungs-Posters und in den sonstigen Vorträge gefasst. Ich habe näher zugehört und verstärkt aufgepasst wenn darüber gesprochen wurde. Wenn ich die Chance bekam, habe ich die Chemiker viele Fragen dazu gestellt und erfahren, dass man enorm viel aus einem solchen Bild ablesen kann..


Ich kann noch immer nicht behaupten, dass ich sehr viel verstehe, aber mit der Zeit, und fast wie durch Osmose, habe ich mir mehr Chemie-Kenntnisse angeeignet, als ich anfangs für möglich hielte.

Dazu weiß ich inzwischen auch vieles über das Leben an der Uni, über Forschung und Papers schreiben müssen, über feiern und promovieren. Ich habe Abstrakte (mit)übersetzt und Arbeiten Korrektur gelesen und Präsentationen für Doktor-Prüfungen eingeübt. Ich weiß wie schön es ist, Leute durch’s Studium zu begleiten und mit ihnen zu jubeln, wenn es [endlich] vorbei ist. Es ist den Leuten deutlich anzumerken, wie sehr sie an ihre Forschung hängen, wie sehr sie leiden wenn eine Reaktion nicht gelingt und wie sehr sie sich freuen wenn sie etwas entdecken. Ich kriege es ein wenig mit, wie tief jeder in seinem Gebiet eindringen muss, wie wichtig die kleinste Details sind. Manche Stoffe gehen beispielsweise kaputt wenn die Temperatur oder der Sauerstoffgehalt nicht mehr genau passt. Manche Stoffe werden komplett anders, wenn auch nur ein Winkel oder ein Abstand zwischen den Atome sich ändert. Das ist doch völlig verrückt.

Und trotzdem reizvoll.


Teil 2

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